Alexei Makartsev: Im Haus der fünftausend Zimmer

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Extra: Kampf gegen Killer-Roboter

Sie könnten zu einer Gefahr für die Menschheit werden. Nun will eine Gruppe aus Friedensnobelpreisträgern, Wissenschaftlern und Bürgerrechtlern die Entwicklung der perfekten stählernen Soldaten stoppen

LONDON. Im SciFi-Thriller „Terminator“ gerät ein intelligentes Verteidigungssystem namens „Skynet“ außer Kontrolle und jagt daraufhin die Menschen mit Hilfe von hoch entwickelten Cyborgs. Zwei Jahrzehnte nach dem Kassenhit von James Cameron droht das düstere Hollywood-Szenario zur Realität zu werden, weil immer mehr Regierungen weltweit auf die Entwicklung von unbemannten Kampfmaschinen setzen.

Ein globaler Roboter-Rüstungswettlauf ist ausgebrochen. Zwar sind die stählernen Soldaten noch nicht so weit, um die gesamte Zivilisation zu bedrohen. Nach Einschätzung der Experten für Künstliche Intelligenz (KI) erwartet uns jedoch in 10 bis 20 Jahren eine Revolution in der Kriegsführung durch die Verwendung von überlegenen Maschinen, die den Tod von unschuldigen Menschen in Kauf nehmen werden. Doch die Rettung naht, wenn auch nicht in der Gestalt eines Widerstandskämpfers aus der Zukunft. Eine Gruppe aus Friedensnobelpreisträgern, Wissenschaftlern und Bürgerrechtlern hat sich jetzt vorgenommen, den Vormarsch der „autonomen Waffen“ zu stoppen.

Der 65-jährige Noel Sharkey kennt sich mit Robotern gut aus. Schließlich lebt der britische Informatiker zu Hause mit 40 Maschinen, die er alle für nicht sehr intelligent hält. „Sie könnten nicht ein Auto von einem Lebewesen unterscheiden, geschweige denn, verschiedene Menschen auseinanderzuhalten oder zu beurteilen, was sie vorhaben“, sagt der führende KI-Forscher des Königreichs. Sharkey fürchtet sich nicht vor einem schlauen „Terminator“, sondern vor „dummen“ Robotern, die wahllos Terroristen und Zivilisten töten würden. „Die USA haben im Herbst 2012 für deren Entwicklung grünes Licht gegeben“, sagt der Professor an der Universität Sheffield.

Am Jahresende hat der Prototyp des neuen amerikanischen Roboterflugzeugs X-47B den ersten Seetest absolviert. Der selbstständig fliegende Bomber mit einer Reichweite von 4 000 Kilometern soll ab 2019 von Flugzeugträgern starten. Zeitgleich entwickelt die US-Behörde DARPA ein sechs Tonnen schweres, bewaffnetes Panzerfahrzeug mit dem Namen „Crusher“, das auf dem Schlachtfeld autonom feindliche Truppen auskundschaften soll. Auch die anderen Atommächte und die regionalen Großmächte rüsten eilig nach.

„China arbeitet an einem U-Boot-Jäger ohne Besatzung und einer fliegenden Kampfmaschine mit dem Namen ,Unsichtbares Schwert‘. Israel hat ein „schlaues Fahrzeug“ namens Guardium für Patrouillen und an der koreanischen Grenze spähen bereits bewaffnete Roboter-Wächter“, zählt Noel Sharkey auf. 76 Länder benutzen heute Drohnen, die meisten noch ohne Waffen. Der Experte schätzt das Volumen des Marktes für Militärroboter bis 2020 auf 89 Milliarden Dollar ein. „Es wird nicht lange dauern, bis die Rüstungskonzerne vollautonome Waffen anbieten werden, um sich von der Konkurrenz abzuheben“, warnt er.

Noel Sharkey

Die Folgen könnten katastrophal sein. „Es gibt keinen Weg, um den Killer-Robotern die Genfer Konventionen beizubringen“, urteilt Sharkey. Kein Computersystem der Welt könnte zwischen Zivilisten und Kombattanten unterscheiden. Doch selbst mit besseren Sensoren würden die Maschinen in Kampfeinsätzen nicht zu „menschlichen Urteilen“ fähig sein. „Man muss zum Beispiel seinen Feind nicht immer töten, vor allem wenn er verwundet ist. Die Roboter würden aber keine Gefangenen nehmen“, erklärt der Professor. Als Konsequenz könnten ganze Regionen destabilisiert werden.

Sharkeys sechsjähriger Kampf gegen die „autonomen Waffen“ fruchtete mit der Gründung der Bewegung „Stop the Killer Robots“, die im April im Westminster-Parlament ihre globale Kampagne starten will. Zu den prominentesten Mitgliedern der Gruppe zählen Human Rights Watch und die von der Amerikanerin Jody Williams angeführte, sechsköpfige „Nobel-Initiative der Frauen“. „Unser Ziel ist der totale Verbot von Robotern, die Menschen töten können“, sagt Williams, die sich früher gegen Antipersonenminen eingesetzt hat.

Die Bewegung will mit den Vereinten Nationen sprechen und einen Vertragsentwurf vorlegen, der von mindestens einer Regierung akzeptiert werden soll. Andere sollen später diesem Beispiel folgen. „Wir haben es geschafft, die Biowaffen zu bannen. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch die Roboter stoppen können“, hofft Noel Sharkey.

Text: Alexei Makartsev
Foto: Professor Noel Sharkey (privat)

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