Natürlich ist Chris Hoy (vorne) ein Ausnahmeathlet. Aber hätte es der Olympia-Champion auch ohne britisches High Tech auf die Briefmarke der Royal Mail geschafft?Jeden Tag „God Save the Queen“, atemlose Kommentatoren und strahlende, oft tränennasse Gesichter. „Team GB“ räumt beim Londoner Mega-Sportfest ab. Fünf Tage vor Olympiaschluss übertraf das Inselkönigreich am Dienstag mühelos sein Gold-Ergebnis von Peking-2008: 21 teils sensationelle Siege. Die derzeit drittplatzierten Gastgeber der Spiele werden sicher ihr solides chinesisches Gesamtergebnis weit übertreffen. „Wie machen die das bloß?“, werden Sie sich vielleicht fragen. Ich kann Sie beruhigen: Dieselbe Frage stellen sich heute auch viele Briten. Es wird Zeit, ein kleines Geheimnis zu verraten.
Lassen Sie gegenüber einem britischen Olympia-Funktionär die Begriffe CFD, „hot pants“ oder „P2i-Nanoschicht“ fallen, und er wird verschwörerisch lächeln. Oder aber finster blicken, weil Sie einem Trick auf die Schliche gekommen sind. Ja, natürlich sind Chris Hoy, Jessica Ennis und Mo Farah geniale Ausnahmeathleten auf dem Höhepunkt ihrer Form. Selbstverständlich haben sie tolle Ernährungsberater, Psychologen und Trainer. Höchstwahrscheinlich half ihnen das patriotische Gebrüll von Zehntausenden Landsleuten dabei, ihre Leistungsgrenzen zu überschreiten und Weltrekorde aufzustellen. Doch es gibt noch eine weitere Zutat des britischen Olympia-Erfolgs. Es ist die bahnbrechende sportliche Technologie, die von den Ingenieuren des Königreichs perfektioniert wurde.
Angeblich glauben die Franzosen daran, dass Hoy & Co „magische Räder“ benutzen. „Wir fragen uns, was für Ausrüstung sie haben. Sie verhüllen beispielsweise ihre Räder nach jedem Rennen”, zitiert der Guardian die französische Radfahrchefin Isabelle Gautheron. Unsere einzige Geheimwaffe ist die phantastische Trainerarbeit“, behauptet der britische Sportdirektor Dave Brailsford. Stimmt aber wohl nicht ganz.
Nach BBC-Informationen verwendet das „Team GB“ zahlreiche Innovationen in seinen Rennrädern, darunter ein 200 Gramm schweres Teil zur Befestigung des Pedalkörpers an der Achse, das die Belastung von einigen Hundert Kilogramm aushalten kann. Stars wie Victoria Pendleton benutzen hochtechnologische „hot pants“, die zwischen dem Aufwärmen und dem Rennen ihre Muskelwärme speichern. Die britischen Helme sind innen mit einer ultraleichten Honigwabenstruktur aus Aluminium verkleidet, die bestens die Schläge absorbiert. Die Mountainbikes sind mit einem Nanolack des Unternehmens P2i beschichtet, der Wassertropfen abstößt – das soll sie leichter und schneller machen. Wissenschaftler der Uni Loughborough haben neue Spikes für die Schuhe der Läufer entwickelt… die Liste lässt sich fortsetzen.
Ist das legal? Ja, sagen die Experten, die auf strenge internationale Kontrollen verweisen. Ist das fair gegenüber den ärmeren Nationen, die keine Superlabors zur Verfügung haben? Tja, das ist eine andere Frage. „Wenn wir unseren Sportlern keine Vorteile verschaffen könnten, dann hätten wir versagt“, gestand kürzlich in einem Interview ein Vertreter des „Team GB“. Dabei stellen die Briten klar: Bei den teuren Neuentwicklungen gehe es oft nur um den Gewinn von Tausendstel von Sekunden. Am Ende liege alles beim jeweiligen Athleten. Um einen britischen Entwickler zu paraphrasieren: „Wenn du Usain Bolt bist, dann bleibst du immer Usain Bolt, egal wie viel Hightech dir zur Verfügung steht“.