Als Engländer wissen Wallace und Gromit natürlich, was einen guten Tag ausmacht:
Ein schönes "cuppa" tea und ein paar cakes. Foto: alm "Es gibt keinen Anlass, um nicht zu trinken", sagt einer meiner Moskauer Freunde. Er meint natürlich nicht den Tee.
Als ich Ende 2006 mit meiner Familie vom Land der Wodkatrinker ins Land der Teetrinker umzog, wusste ich, dass Asterix den Engländern die wohlschmeckende "Pflanze aus fernen
Barbarenländern" geschenkt hatte, mit der diese die Truppen des römischen Statthalters Caius Spiritus besiegten. ("Asterix bei den Briten") Weil man sich zu Hause irgendwie beschäftigen muss, während es draußen regnet, hat das Inselvölkchen später das Ritual der "cuppa" entwickelt, für das es elf Regeln gibt. (nicht von Asterix, sondern von George Orwell). Aber wie wichtig der Tee für die Inselbewohner all diese Jahre gewesen ist, das wurde erst im vergangenen Jahr bekannt.
Ehemals geheime Dokumente belegen, dass Downing Street Zehn im Kalten Krieg einen Angriff mit "thermonuklearen Waffen" seitens der bösen Sowjetunion (ts, ts...) befürchtet hatte. Die größte
Sorge der Regierung im April 1955 war, dass Großbritannien von seinen Teelieferungen abgeschnitten werden würde. Kein Scherz! "Für dieses Problem gibt es keine befriedigende Lösung", steht in den Archivpapieren. Was die Briten jedoch nicht wussten: Wir Russen wollten gar keine Atombomben über London abwerfen. Dazu waren wir damals zu gut gelaunt.
1955 bestritt die sowjetische Fußballelf fünf internationale Spiele, von denen sie kein einziges verlor. Am 21. August schlugen wir sogar vor 54000 Zuschauern im Moskauer Dynamo-Stadium den Weltmeister Deutschland mit Fritz Walter. Jenes Treffen pfiff der Schiedsrichter William Ling aus England, der die russischen Stürmer ungehindert drei Treffer im Tor von Fritz Herkenrath landen ließ. Das muss der sowjetischen Parteiführung zweifelsohne gefallen haben.
Darum hebe ich meine Tasse mit Earl Grey Tea auf den mutigen Mann mit Trillerpfeife, der vor 54 Jahren sein Land vor einer nuklearen Attacke bewahrt hat!
Wen es interessiert: Ihre Majestät trinkt gerne Maison Lyons Tea, eine Mischung aus Darjeeling
und Assam mit dem Aroma von Pfirsichen und Muskatnelken, die die Queen oft bei ihren Teepartys im Garten vom Buckingham Palast auftischen lässt. Bei einer solchen Party stand ich mit einer Gasrechnung am Palasttor, als der Wachmann... das erzähle ich aber lieber ein andermal.
Nachtrag: Ich habe kürzlich gelesen, dass die Briten jährlich etwa 70 Milliarden Tassen Tee trinken, die Gartenpartys der Queen nicht mitgerechnet.
