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Der Mann, der die Welt rettete – späte Ehrung
Veröffentlicht von Alexei Makartsev in Atomwaffen, Deutscher Medienpreis, Geschichte, Kalter Krieg, Sowjetunion, Stanislaw Petrow • 13.01.2012 11:51:42
Es sind die schönsten Momente im Korrespondentenleben: Man sieht am Ende eines langen, anstrengenden Arbeitstages eine Nachricht auf dem Bildschirm und wird hellwach. Herzklopfen. Aufregung. Erinnerungen kehren zurück. Das liebe ich an meinem Beruf – als Chronisten der Geschichte versuchen wir Journalisten, täglich eine gute Zeitung zu machen. Doch die spannendsten Geschichten schreibt manchmal das Leben.

Heute sah ich diese Meldung: “Sowjetischer Oberstleutnant erhält Deutschen Medienpreis 2011. Stanislaw Petrow habe 1983 die Welt vor einem Atomkrieg bewahrt, weil er gegen alle Vorschriften nicht auf den Abschussknopf für Atomraketen drückte, als ein Fehlalarm den Start von US-Nuklearwaffen anzeigte…” Wie ironisch, dass man für etwas geehrt wird, was man NICHT getan hat. Doch in diesem Fall ist die Auszeichnung absolut richtig.

Als Korrespondent in Moskau habe ich 2004 eine Geschichte über den Ex-Offizier Stanislaw Petrow geschrieben, etwa 20 Jahre nach jenem dramatischen Augenblick, als die Welt beinahe vernichtet worden wäre. Als ehemaliger (Wehrpflicht-)Soldat der Sowjetarmee in einer Atomraketeneinheit wusste ich, was auf dem Spiel gestanden haben muss und welchen Zwängen Petrow ausgesetzt war. Er tat das Richtige. Aber es war nicht selbstverständlich. Ich habe diesen bescheidenen und sympathischen Menschen bewundert und zugleich bedauert, dass seine Heldentat nicht ausreichend gewürdigt worden ist. Ich hatte damals einige Briefe von erschütterten Lesern bekommen, die ähnlich gedacht haben. Umso mehr freue ich mich jetzt für meinen Landsmann. Hier könnt ihr meine Geschichte nachlesen.


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MOSKAU. Hätte Stanislaw Petrow vor rund 20 Jahren anders entschieden, hielten Sie jetzt möglicherweise nicht diese Zeitung in der Hand. Die Welt verdankt ihre Existenz der Vernunft der Politiker, einigen glücklichen Zufällen und einem pensionierten Unteroberst aus Russland, der heute unter ärmlichen Bedingungen in einem Vorort Moskaus lebt. Ende Mai wurde der vergessene Held Petrow mit dem Friedenspreis der US-Organisation „Association of World Citizens“ geehrt. Dafür, dass er in der dramatischen Nacht am 26. September 1983 nicht den globalen Atomkrieg ausgelöst hat. Obwohl er es laut Vorschrift hätte tun müssen.

„Nein, ich bin kein Held. Ich war nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, widerspricht der schlanke Schurbartträger mit den weißen Haaren. Die Zeit: Einer der Höhepunkte des „Kalten Krieges“, ein paar Wochen nachdem die Sowjetunion „aus Sicherheitsgründen“ eine südkoreanische Boeing mit 269 Passagieren an Bord über ihrem Territorium abgeschossen hat. Der Ort: die Zentrale für Raketenangriff-Früherkennung (SPRN) in Serpuchow bei Moskau. Rund um die Uhr wachten hier Männer, die im Falle eines nuklearen Angriffs sofort die Sowjetführung hätten informieren müssen. Das Frühwarnsystem verschaffte dem Generalsekretär der KP etwa zehn Minuten Bedenkzeit vor dem Befehl für den Gegenschlag.

Für den Oberstleutnant Stanislaw Petrow sah alles nach einem gewöhnlichen Bereitschaftsdienst aus, als er in jener Nacht in den geheimen Bunker stieg, um als ranghöchster Offizier die Arbeit des SPRN-Systems zu überwachen. Doch eine halbe Stunde nach Mitternacht heulte plötzlich die Sirene auf, rote Warnlichter flackerten los, und die Monitore zeigten eine soeben gestartete amerikanische Atomrakete mit zehn Sprengköpfen auf dem Weg in die Sowjetunion. In den folgenden Minuten gab der Computer vier weitere “Start“-Warnungen von einer US-Raketenbasis aus. „Mein Sessel verwandelte sich in eine glühende Bratpfanne. Die schockierten Offiziere starrten mich an in Erwartung meiner Reaktion“, erinnerte sich Petrow.

Auf den Satellitenbildern war nichts Verdächtiges zu sehen. Dennoch zeigte eine Überprüfung des Systems, das alles richtig funktionierte. Der Computer meldete hartnäckig einen „höchstwahrscheinlichen Angriff“. Stanislaw Petrow legte die Hand auf den Alarmknopf der „Hotline“ zum Generalsekretär Jurij Andropow und dachte scharf nach: Fünf Raketen von einer einzigen Basis waren viel zu wenig, um sein Land zu vernichten. Die USA hatten schließlich Tausende von ihnen auf mehreren Stützpunkten. Andererseits war das vielgerühmte SPRN-System vielleicht doch nicht so perfekt, wie alle dachten. Der Oberstleutnant nahm seine Hand von dem Knopf und informierte das Verteidigungsministerium über den falschen Alarm. Minuten später meldeten die Bodenbeobachtungsstationen, dass sie keine nahenden Raketen sehen würden. „Wir standen in dieser Nacht näher am Atomkrieg als jemals zuvor“, urteilten später die Militärexperten in Moskau.

Der Vorfall in Serpuchow wurde 1983 von einer Regierungskommission untersucht. Statt dem tapferen Offizier zu danken, beschuldigte ihn ein General, in der unruhigen Nacht das Logbuch schlampig geführt zu haben. „Ich durfte nicht belohnt werden, sonst hätte man einige bedeutende Personen bestrafen müssen, die das Frühwarnsystem entwickelt haben“, sagt Petrow heute. Nach monatelangen Ermittlungen kam der Untersuchungsausschuss zum Schluss, dass die Militärsatelliten „Oko“ (Auge) durch die Erdstrahlung verzerrte Daten übermittelten. Der Mann, der die Welt gerettet hat, war zu jenem Zeitpunkt bereits freiwillig aus dem Militärdienst ausgeschieden. Zuvor musste Petrow mit einem Nervenzusammenbruch im Krankenhaus behandelt werden.

Er arbeitete zehn Jahre lang als Ingenieur in einem Rüstungsbetrieb, ehe er pensioniert wurde. Viele Jahre lang durfte Stanislaw Petrow seine unglaubliche Geschichte niemandem erzählen, ehe das Geheimnis Anfang der 90er Jahre von einem seiner früheren Vorgesetzten gelüftet wurde. Der Unteroberst war nun berühmt, doch der Staat kümmerte sich nicht um ihn. 5 000 Rubel (140 Euro) Monatsrente – mehr war der vergessene Held seinem Vaterland nicht wert. Vom Preisgeld der „Association of World Citizens“ konnte der 65-Jährige sich jetzt einen Traum erfüllen – er kaufte sich einen modernen Staubsauger.

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