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Niaqornat: Zwei Träume am Ende der Welt
Veröffentlicht von Alexei Makartsev in Grönland, Inuit, Dorfleben, Großbritannien • 13.05.2013 20:37:03

Das Dorf am Ende der Welt: Niaqornat liegt an der nordwestlichen Küste Grönlands. Fotos: Sarah Gavron

Die Zeit steht nie still. Die Welt sieht mit jedem neuen Sonnenaufgang anders aus und wir treffen im Leben permanent Entschlüsse, die uns prägen. Eine der spannendsten Fragen, die sich jeder ab und zu stellen muss, lautet: Wie gehe ich mit Veränderungen um? Bleibe ich meinen Werten und Gewohnheiten treu oder riskiere ich etwas und lasse mich auf das Neue ein, um mich weiter zu entwickeln? Es geht um die Wahl eines Lebenswegs, und nie hat man die Gewissheit, die beste Entscheidung getroffen zu haben, weil wir nicht zurückgehen und anders handeln können.

Es ist leicht, darüber zu sinnieren, wenn man in einer modernen Stadt wie London lebt, die viel bietet und ermöglicht. Doch wie gehen Menschen mit dem Wandel um, die ein einfaches Leben am Rand der Zivilisation führen? Ist es für sie besser, an der Lebensweise ihrer Vorfahren festzuhalten oder sollten sie sich dem Gang der Dinge anpassen und einen Teil ihrer Identität aufgeben? Davon handelt der britische Dokumentarfilm „Village at the End of the World“ (Dorf am Ende der Welt), der gerade in England für Aufsehen sorgt.

Auf der Google-Karte ist Niaqornat ein Punkt im weißen Nichts. Die kleine Siedlung befindet sich an der westlichen Küste Grönlands, 500 Kilometer nördlich des Polarkreises. Es führen keine Straßen nach Niaqornat, das auf eine Hubschrauberverbindung zur nächsten Stadt Uummannaq und die Lieferungen eines Versorgungsschiffes im Sommer angewiesen ist. Das einsame Dorf am Ende der Welt – das sind zwei Dutzend bunt gestrichener Häuser, in denen 59 Menschen und doppelt so viele Hunde leben. Wie lange noch? Das fragte sich die britische Filmemacherin Sarah Gavron, als sie 2009 erstmals die kleine Inuit-Gemeinde besucht hat.


Zahlreiche Hunde und vorbeiziehende Riesen-Eisberge prägen das Straßenbild in Niaqormat

Gavrons poetischer und humorvoller Film erzählt von einer traditionellen Kultur der Fischer und Jäger, die durch die Moderne herausgefordert wird. Vor allem aber geht es um Träume. Die Inuit leben in einer unwirtlichen Gegend, wo nichts wächst. Im Winter senkt sich für sechs lange Monate die Nacht auf das Dorf. Im Frühling singt das aufbrechende Eis vor der Küste den Bewohnern Lieder mit hohen Kinderstimmen. Zwar liefert der Ozean den Menschen die Nahrung, doch Niaqornat braucht zum wirtschaftlichen Überleben noch die kleine Fischfabrik des Staatsunternehmens Royal Greenland (RG), die vor einigen Jahren geschlossen wurde. Ohne Fabrik ziehen immer mehr Familien davon. Die Zurückgebliebenen wissen jedoch, dass die Behörden die Versorgung des Dorfes einstellen, sobald die Einwohnerzahl unter 50 fällt.

So träumen Menschen in Niaqornat davon, dass das „Herz“ ihrer Siedlung eines Tages wieder zu schlagen beginnt. Alle außer Lars, dem einzigen Teenager im Dorf, der von einer Freundin träumt. Der 17-Jährige arbeitet als Verkäufer im Dorfladen. Er ist ein Außenseiter. Lars will einen ordentlichen Beruf erlernen, statt wie alle ein Jäger oder Fischer zu sein. Er hat sich Englisch durch Batman-Filme und Elvis-Presley-Musik selbst beigebracht. Sein Fenster in die große Welt ist ein Computer mit Internet-Anschluss. Lars hat noch nie im Leben eine Bar oder eine Disco gesehen. Im Netz reist er jedoch virtuell in glitzernde Metropole wie London und New York oder er trifft sich mit Hunderten Freunden auf Facebook.



Gavron zeigt in ihrem Film andere Menschen am Rand der Welt. Zum Beispiel Annie, die mit 79 Jahren den Überblick verloren hat, mit wem sie in Niaqornat verwandt ist. Annie erinnert sich noch an Schamanen-Erzählabende im Licht von Öllampen und sie schimpft über die Tierschutzaktivistin Brigitte Bardot („Sie schädigt unseren Fellhandel, dabei behandeln wir unsere Tiere gut“). Eine andere Hauptfigur ist Ilannguaq aus Süd-Grönland, den die Liebe zu einer Dorfbewohnerin nach Niaqornat geführt hat. Ilannguaq verdient seinen Lebensunterhalt damit, dass er von Haus zu Haus geht und die Toiletteneimer mit den Exkrementen in eine große Tonne leert, deren stinkenden Inhalt er am Dorfrand entsorgt. „Sie nennen mich ,die Uhr‘, weil ohne mich nichts läuft“, scherzt der fröhliche, intelligente Mann vor der Filmkamera.

Und die Zuschauer lernen Karl kennen, den allseits respektierten Dorfchef, der alleine in einem Zelt auf Eisschollen übernachtet und mit Schlittenhunden Eisbären jagt. „Der Weg der Inuit ist der Kampf mit der Natur“, sagt der wortkarge Mann mit Schnurrbart, der auf Geister seiner Vorfahren hört. Um seine Siedlung vor dem Untergang zu bewahren, muss Karl jedoch einen anderen Kampf gewinnen: Er ringt ein Jahr lang mit Royal Greenland um die Wiedereröffnung der Fischfabrik und trägt schließlich einen Sieg davon, nachdem die Dorfbewohner Anteile an der Produktionsstätte erwerben und eine erfolgreiche Kooperative bilden.


Lars nimmt ein Eisbad. Sonst gibt es in Niaqornat für Teenager nicht viel zu tun

So endet Sarah Gavrons Film auf einer optimistischen Note. Niaqornat ist gerettet, die Bewohnerzahl wächst wieder auf über 60 und die Inuit können weiter jagen und fischen, wobei sie sich für modernen Tourismus öffnen, um ihre Zukunft zu sichern. In einer Szene sieht man, wie ein Kreuzfahrtschiff im Dorf ankommt. Die Menschen bauen auf dem Strand Verkaufsstände mit Souvenirs auf und kleiden sich in traditionelle Kostüme, um für die wohlhabenden Urlauber eine Show aufzuführen. „Es ist wunderbar, dass Sie sich gar nicht verändern und in den alten Zeiten leben“, sagt gefühlvoll ein älterer Besucher. Im nächsten Augenblick schwenkt die Kamera auf ein Mädchen, das vor einem Hauseingang auf einem modernen Laptop spielt.

Es wird auf der Erde viele solche bedrohte Dörfer wie Niaqornat geben. Sarah Gavron zeigt, dass zumindest einige von ihnen im 21. Jahrhundert überleben können, wenn ihre Bewohner ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Auch der Traum von Lars ist in Erfüllung gegangen. Der junge Mann besucht heute ein College in Uummannaq, er hat eine Freundin gefunden.

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