Dr. Ozzy, ich habe drei Brustwarzen…
„Dr. Ozzy, warum muss ich immer niesen, wenn ich in die Sonne schaue?“ Nein, das wäre vielleicht etwas zu banal. „Dr. Ozzy, meine Frau kann nicht mit beiden Augen abwechselnd blinkern. Deutet das auf eine seltene genetische Störung hin?“ Hmm. Ah, ich hab’s. „Dr. Ozzy, wenn ich mit den Ohren wackele, muss ich später jedes Mal eine halbe Stunde lang meine Frisur neu ordnen. Irgendwelche Tipps?“ Stimmt zwar nicht, aber das ist egal. Die anderen stellen auch keine besseren Fragen. Ohnehin würde ich vom weltberühmten Gesundheits-Kolumnisten der Sunday Times, dem berüchtigten „Prinzen der Dunkelheit“, Reality-TV-Star und Multimillionär, „Dr.“ Ozzy Osborne, keine qualifizierte medizinische Antwort erwarten.
Ihr kennt doch Ozzy, oder? Der so schön in „Bark At The Moon“ geheult hat? Ach ja, 30 Jahre ist es her (seufz…). Ich war nie ein Fan, aber ich fand den durchgeknallten und durchtätowierten Hardrocker mit einem Sinn fürs Theatralische immer witzig. „Mama I’m Coming Home“ (1991) war ein großer Favorit von mir. Und weil es sich gerade so schön schwärmen lässt: „Dreamer“ (2001) war auch ein Knaller. Danach war es irgendwie still um Ozzy geworden, und ich fragte mich, ob der alte LSD- und Kokain-Freund nicht heimlich gestorben war. Von wegen! Am 6.6.2010 druckte die Sunday Times auf der Titelseite ihres „Magazine“ ein Bild von einem langhaarigen Mann mit Sonnenbrille, der einen blutbesprenkelten weißen Kittel, ein Stethoskop, eine Pillendose und eine Spritze trug. „Lernen Sie Dr. Ozzy kennen“, stand da. „Unser neuer Gesundheitskolumnist wird ihren Körper heilen und Sie aus den Socken hauen“.
Wie bitte? Der 61-jährige Säufer und Junkie Osborne, der nach eigenen Worten zwei Mal beinahe gestorben war, und in dessen geschundenen Körper seit einem Unfall mit einem Quad-Bike angeblich mehr Schrauben stecken sollen als in einem Ikea-Regal-Karton, soll etwas über den gesunden Lebenswandel erzählen? Aber gewiss! Das ist ja das Witzige. “Wenn die Leute aus meinen idiotischen Fehlern lernen können oder wenn sie Trost in den verrückten Geschichten aus meiner Familie finden, dann werde ich schon zufrieden sein”, schrieb Dr. Ozzy in seiner ersten Kolumne und versprach, jede Frage ernst zu nehmen. Das tat er dann natürlich doch nicht. Womöglich ist das der Grund, warum seit fast fünf Monaten viele Fans aus der ganzen Welt den „Paten des Heavy Metal“, mit Briefen über ihre Leiden, Süchte und Phobien überschütteln.
Eine Kostprobe gefällig? „Ich habe gehört, dass vom lauten Rülpsen der Magen platzen kann“, schreibt Anna aus New York. „Wenn das wahr wäre, hätte ich längst keinen Magen mehr“, antwortet Dr. Ozzy, der nach eigenen Worten einmal gebrochen hat, als er gleichzeitig Rülpsen und Sprechen probieren wollte. „Wie soll ich meine Frau schwängern, wenn wir als Berufstätige so wenig Zeit haben“, sorgt sich Steven aus Liverpool. Ozzys Tipp: „Du brauchst Romantik. Klebe dir einen Bart an, setze eine Perücke auf und checke mit deiner Frau unter falschen Namen in ein Hotel ein, als hättet ihr eine Affäre“. „Ich habe drei Brustwarzen. Muss ich mir Sorgen machen?“, fragt Gary aus Dorset. „Nur wenn die dritte anfängt, mit dir zu sprechen”, urteilt Ozzy.
Er empfiehlt einer Kellnerin mit schmerzenden Füßen, auf den Händen laufen zu lernen und beruhigt einen „rotgesichtigen“ Gelegenheits-Trinker mit der Bemerkung, er selbst habe nach Saufgelagen wie „Rudolph, das rotnasige Rentier“ ausgesehen. Übrigens: Blaubeeren sollen laut dem ehemaligen „Black Sabbath“-Frontmann gegen Hautrötung helfen. Einer meiner Lieblingstipps handelt davon, wie man als Vater seinem Kind das Rauchen abgewöhnen kann. Einfach und wirksam: „Schütteln Sie jeden Morgen beim Frühstück etwas Zigarettenasche auf seine Cornflakes“.
So interessant diese Kolumne ist, eine Frage finde ich noch spannender: Wenn Ozzy als Konsequenz seiner Suff-und-Drogen-Exzesse Dutzende Pillen am Tag schlucken musste, um zu überleben, wieso ist er nicht gestorben? Das wollte der schräge Exzentriker selbst gerne erfahren, als er die Mediziner im Sommer darum bat, sein Erbgut komplett zu entschlüsseln. Osborne brennt darauf, das Geheimnis seiner „Unzerstörbarkeit“ zu erfahren, auch weil er an einer unheilbaren Parkinson-ähnlichen Krankheit leidet, die sich vererben lässt. 13 Wochen lang analysierten also US-Forscher die DNA des gealterten Rockers und sie kamen zu überraschenden Ergebnissen, die Dr. Ozzy am Sonntag uns allen verriet.
Erstens: Ozzy Osborne stammt angeblich „teilweise“ vom Neandertaler ab („ho ho, das wird meine Frau gar nicht wundern“). Zweitens: Seine entfernten Vorfahren waren bei dem Vesuv-Ausbruch in Pompei umgekommen. Drittens: Ein Segment seines Gens ADH4 hat es irgendwie gelernt, große Alkoholmengen sehr effizient abzubauen. Aha, das ist es also! Dr. Ozzy glaubt allerdings selbst, dass ihn alleine die Liebe zu seiner Sharon am Leben hält…